Umgestaltung und Erweiterung
Villa 2018–2021, Köln
Zeitlos, zurückhaltend und trotzdem selbstbewusst steht der denkmalgeschützte Bestandsbau im Kölner Süden. Der ursprüngliche Entwurf entstammt dem Nachkriegsarchitekten Fritz Schaller. Auf den ersten Blick lässt sich das Bauwerk auch nach der umfassenden Erweiterung und Sanierung nicht wegweisend von den umliegenden Gebäuden der einheitlich gestalteten Siedlung unterscheiden. Fällt der Blick allerdings in den rückwärtigen Bereich, kann man erahnen, wie aufwendig die Maßnahme der Erweiterung erfolgt ist. Eine „Raumfolge zum Licht“, so lässt sich das Projekt im poetischen Sinne beschreiben.
Manchmal ist es die bewusste Entscheidung gegen etwas „Neues“, die dazu führt, dass man im vorgefundenen Kontext über den Tellerrand hinausschaut. Ausgangssituation der gesamten Maßnahme waren die platzbedingten Anforderungen einer Familie, die im Bestand an ihre Grenzen stießen. Aufgrund denkmalpflegerischer Vorgaben wäre eine überirdische Erweiterung nicht möglich gewesen. Daher wurde aus der Not die Tugend und die Großzügigkeit des parkähnlichen Grundstücks wurde in mehreren unterirdischen Niveaus neu erschlossen. So hieß es, durch zusätzliche Flächen das Platzangebot zu erweitern, aber auch die bisherigen Flächen effizient, ansprechend und im Einklang mit der Denkmalpflege zu gestalten.
Die neuen Räumlichkeiten umfassen einen beeindruckend illuminierten Weinkeller, eine zusätzliche Begegnungsfläche für die Kinder als Möglichkeit zum gemeinsamen Spielen sowie verschiedene Arbeitsbereiche und Nischen zum kurzen und langen Verweilen. Das Zentrum der neuen qualitativen Aufenthaltsfläche bildet die „Schatzkammer“. Die filigrane Fensterkonstruktion nimmt die gesamte Außenwandfläche Richtung Lichthof ein und lässt sich in einer nebenliegenden Wandtasche komplett versenken. So verschmelzen Innen- und Außenbereich bei Bedarf miteinander. Der Blick in den Lichthof offenbart gleichzeitig den Blick in den Pool. Durch die transparente Poolscheibe löst sich die vertikale Begrenzung des Lichthofes nahezu auf und lässt die Fläche um ein Vielfaches weitläufiger erscheinen. Die untergeschossige Lounge kann in Sommer wie Winter mit dem Lichthof und somit mit dem Garten verbunden werden. Auch wenn Neu und Alt klar voneinander abgrenzbar sind und bleiben, entsteht ein Gesamtensemble, das in Teilen für sich, aber auch als großer Gesamtorganismus funktioniert.
Fotos: Philip Kistner
Veröffentlichungen & Auszeichnungen:
– Der Kontext macht das gute Haus , Büroportrait im HÄUSER Magazin, Ausgabe 4.2022
– Onlinebericht auf SCHÖNER WOHNEN
– Anerkennung Best of Interior 2023
– Longlist Häuser des Jahres 2023
Eine Raumfolge zum Licht
Umgestaltung und Erweiterung Villa
Das Projekt in 3 Worten — Entgegen konventioneller Erwartungen
Die Gestaltung der Innenräume hatte die maßgebliche Vorgabe, elegant, stilvoll und großzügig zu werden, aber dennoch wohnlich und nahbar zu bleiben.
Der richtungsweisende Wegbereiter zum schließlichen Konzept war die Idee der »implantierten Schatzkammer«.
Dieses Projekt zeigt anschaulich, dass manchmal die Not zur Tugend wird und dazu zwingt, über den Tellerrand zu schauen und die Lösung im Unkonventionellen zu suchen.
Aus dem Lichthof heraus entwickelt sich die Poollandschaft großflächig in den Garten hinein.